Laut ist besser? Ein Nachtrag.

2008-07-27
Irgendwie hatte ich vergessen, die Graphen in Verdammt es ist laut vernünftig zu beschriften oder überhaupt zu erwähnen, was gespielt wird.

Graph 1 ist das erste Stück auf der CD “Era Vulgaris” von den Queens of the stone age, ein nicht sonderlich krachiger Titel, sicherlich nicht der lauteste auf dieser CD. Auch wenn man es ihm nicht ansieht. Diese CD ist sichtlich verhunzt.

Graph 2 ist “300 M.P.H. Torrential Outpour Blues” von den White Stripes. Ja, in dem Song wird nicht die ganze Zeit Vollgas gegeben, aber das passiert im Song von den Queens auch nicht. Das sieht nur so aus. Der Song gewinnt dadurch um einiges mehr an Spannung, weil die lauten Stellen auch wirklich lauter sind und sich nicht dadurch auszeichnen, dass es plötzlich breiiger klingt als vorher.

Der Graph ist jetzt ein bisschen gemein, in diesem Song wird die ganze Zeit Vollgas gegeben — “Good Old Days” vom Ornette-Coleman-Album von John Zorn — dennoch “schlägt” die Lautstärke nicht einmal oben an und dennoch kann man Lautstärkesprünge erkennen. Die Musik ist dynamisch, hier haben wir eine gut gemasterte Aufnahme vorliegen.

Geschrieben um 18:39

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Verdammt, ist das laut! (update)

2008-07-27
Kein neues Phänomen, wahrlich nicht - aber seitdem ich wieder mehr Musik über Kopfhörer höre, fällt das umso stärker auf: CDs werden immer lauter, dafür verlieren sie das, was CDs damals gegenüber Vinyl auszeichnete, nämlich die Dynamik.

Es ist Sonntag nachmittag, man legt eine CD in den CD-Player, setzt den Kopfhörer auf, stellt am Kopfhörerverstärker eine angenehme Lautstärke ein, lehnt sich auf dem Sofa zurück — und ist nach fünf Minuten genervt, nach zehn Minuten genervt, gelangweilt und ermüdet. Obwohl die Musik zwischen lauten, elektrischen Passagen und leisen, akustischen Passagen wechselt, klingt alles gleich laut, es gibt keine Spannungsbögen in der Musik. Aber es ist laut, so laut, dass man die letzten dreiviertel des Lautstärkereglers nicht nutzen kann, sobald man eine CD einlegt.

Und das ist eigentlich bei den meisten CDs in den letzten paar Jahren so; die Musik ist schon bei den leisen Passagen am Maximum ausgepegelt, wenn die Musik dann lauter wird, kann sogar der entgegengesetzte Effekt beim Hörer eintreten, die Musik scheint leiser. Das kann man sehr gut z.B. bei Bayern3 hören, wenn dort mal wieder “Live and let die” von den Wings läuft: die lauten orchestralen Passagen klingen im Radio leiser als die akustischen Parts dazwischen! Und das ermüdet, weil das Ohr keine Abwechslung bekommt. Wenn man nebenbei Radio hört, mag man das eventuell nicht so sehr merken, wer aber ab und an konzentriert Musik hört, kennt diesen Effekt.

Dass muss natürlich nicht sein, und es gibt natürlich auch CDs bei denen “Alles nach vorne” gut klingt. Aber das ist bei den meisten nicht der Fall. Warum also machen das alle? Weil die Industrie — und auch viele Bands! — natürlich nicht möchten, dass ihre CDs leiser klingen, wenn sie z.B. in einem CD-Wechsler stecken, der Stücke zufällig auswählt. Weil sie “leiser” als “ist schlechter vermarktbar” sehen, wenn der Zuhörer bei ihren CDs das Radio lauter drehen muss.

In den USA gründet sich gerade eine non-profit Organisation, die den Musikern zumindest die Wahl lassen möchte, ob sie eine laute CD bekommen, oder eine die gut klingt: Turn me up. Und das ist auch der eigentliche Grund, warum ich diesen Eintrag schreibe: Neben der Möglichkeit dieser Organisation als Musikfan beizutreten, gibt es dort eine lange, lange Linkliste zur Thematik, von Musikfans, Mischern, CD-Masterern. Lesen. Ärgern. Vor allem, da man weiß, dass es besser geht. Meine CDs von vor 20 Jahren klingen im Schnitt dynamischer als die von vor zwei Jahren. Dabei hat sich bei der Technik einiges getan, heutige CDs sollten besser klingen. Heutiges Vinyl hat mehr Dynamik als die entsprechenden CDs. Weil der Tonabnehmer bei solchen Passagen, die komplett am Limit liegen, einfach aus der Rille springen würde.

Nebenbei bemerkt: Auch wenn die untere Kurve natürlich viel besser aussieht, ist auch sie hoch ausgepegelt: die Spitzen liegen bei 0db, es fängt an zu clippen. Eigentlich sollte nach oben noch Platz sein. Aber dann müsste man ja den Lautstärkeregler weiter aufdrehen. Es scheint, als hätte der Hörer verlernt, wozu dieser Drehregler da ist.

Geschrieben um 15:37

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