Es geht auch anders

2010-10-14
Wie ich in in diesem Eintrag beschrieben habe, geht der Trend in der Musik in extreme Abmischungen, die extrem wenig Dynamik aufweisen, also eigentlich konstant gleich laut sind.

Dass es auch anders geht, beweisen Mogwai - deren Konzerte zwischen “Grillengezirpe im Gras” und “Startende 747 in Nachbars Garten” stattfinden - ausgerechnet mit einem Live-Album. “Special Moves” ist eines der ersten Alben in letzter Zeit, die wirklich wieder sowas wie Dynamik aufweisen - und auch Mogwai hatten mit “Mr. Beast” eine enorm laute Platte im Angebot. So sieht Track 12 aus:

Na also. Geht doch. Ach ja, zwischen knapp vor vier Minuten und knapp nach fünf Minuten muss das so sein. Also laut.

Geschrieben um 13:01

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Und es wird immer lauter

2008-09-27
Einige werden sicherlich schon mitbekommen haben, dass das neue Metallica-Album “Death Magnetic” bei den Loudness Wars ganz vorne mit dabei ist. Und dass interessanterweise die Kopie des Albums, welches über das Spiel Guitar Hero verteilt wird, um einiges besser abgemischt ist (oben CD, unten Spiel):

CC
ShareAlike License 3.0, Picture by stormwatch on en.wikipedia.org

Ich wollte nichts dazu schreiben, bis ich auch mal die Chance hatte, in die Platte reinzuhören — und verdammt, sie ist laut. Laut. Laut. Von Anfang bis zum Ende. Und zwar alles in einer Lautstärke. Kein Wunder, dass es mittlerweile Petitionen gibt, die fordern, dass die CD erneut veröffentlicht wird, mit einer besseren Abmischung. Spannenderweise hat der Produzent Rick Rubin es schon einmal geschafft, eine solche Petition in Gang zu bringen: Mit dem vorherigen Spitzenreiter bei den Loudness Wars, dem Album “Californication” von den Red Hot Chili Peppers, welches ebenfalls unhörbar ist, außer eventuell in der Bar mit dem kaputten Fenster direkt neben der Startbahn, da freut man sich darüber, dass die Platte keinerlei Dynamik hat und man so jeden Ton hören kann, wenn die Flugzeuge starten.

Was allerdings die Künstler oder die Plattenfirma geritten hat, via Guitar Hero eine soviel besser klingende Version anzubieten — angeblich zumindest, ich konnte sie nicht hören, aber das obige Bild sagt eigenlich alles — würde mich auch mal interessieren. Und wie man sowas seinen Fans bieten — nicht anbieten — kann, ist mir auch ein Rätsel.

Ach ja: Das hier galt mal als extrem laut abgemischte Platte, als sie Anfang der 90er rauskam. “What you want” vom Album “Loveless” der Band My Bloody Valentine. Wunderschöner Gitarrenkrach. Und im Vergleich ein Hauch im Wind.

What
You Want - My Bloody Valentine

Go figure.

Geschrieben um 19:02

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Laut ist besser? Ein Nachtrag.

2008-07-27
Irgendwie hatte ich vergessen, die Graphen in Verdammt es ist laut vernünftig zu beschriften oder überhaupt zu erwähnen, was gespielt wird.

Graph 1 ist das erste Stück auf der CD “Era Vulgaris” von den Queens of the stone age, ein nicht sonderlich krachiger Titel, sicherlich nicht der lauteste auf dieser CD. Auch wenn man es ihm nicht ansieht. Diese CD ist sichtlich verhunzt.

Graph 2 ist “300 M.P.H. Torrential Outpour Blues” von den White Stripes. Ja, in dem Song wird nicht die ganze Zeit Vollgas gegeben, aber das passiert im Song von den Queens auch nicht. Das sieht nur so aus. Der Song gewinnt dadurch um einiges mehr an Spannung, weil die lauten Stellen auch wirklich lauter sind und sich nicht dadurch auszeichnen, dass es plötzlich breiiger klingt als vorher.

Der Graph ist jetzt ein bisschen gemein, in diesem Song wird die ganze Zeit Vollgas gegeben — “Good Old Days” vom Ornette-Coleman-Album von John Zorn — dennoch “schlägt” die Lautstärke nicht einmal oben an und dennoch kann man Lautstärkesprünge erkennen. Die Musik ist dynamisch, hier haben wir eine gut gemasterte Aufnahme vorliegen.

Geschrieben um 18:39

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Verdammt, ist das laut! (update)

2008-07-27
Kein neues Phänomen, wahrlich nicht - aber seitdem ich wieder mehr Musik über Kopfhörer höre, fällt das umso stärker auf: CDs werden immer lauter, dafür verlieren sie das, was CDs damals gegenüber Vinyl auszeichnete, nämlich die Dynamik.

Es ist Sonntag nachmittag, man legt eine CD in den CD-Player, setzt den Kopfhörer auf, stellt am Kopfhörerverstärker eine angenehme Lautstärke ein, lehnt sich auf dem Sofa zurück — und ist nach fünf Minuten genervt, nach zehn Minuten genervt, gelangweilt und ermüdet. Obwohl die Musik zwischen lauten, elektrischen Passagen und leisen, akustischen Passagen wechselt, klingt alles gleich laut, es gibt keine Spannungsbögen in der Musik. Aber es ist laut, so laut, dass man die letzten dreiviertel des Lautstärkereglers nicht nutzen kann, sobald man eine CD einlegt.

Und das ist eigentlich bei den meisten CDs in den letzten paar Jahren so; die Musik ist schon bei den leisen Passagen am Maximum ausgepegelt, wenn die Musik dann lauter wird, kann sogar der entgegengesetzte Effekt beim Hörer eintreten, die Musik scheint leiser. Das kann man sehr gut z.B. bei Bayern3 hören, wenn dort mal wieder “Live and let die” von den Wings läuft: die lauten orchestralen Passagen klingen im Radio leiser als die akustischen Parts dazwischen! Und das ermüdet, weil das Ohr keine Abwechslung bekommt. Wenn man nebenbei Radio hört, mag man das eventuell nicht so sehr merken, wer aber ab und an konzentriert Musik hört, kennt diesen Effekt.

Dass muss natürlich nicht sein, und es gibt natürlich auch CDs bei denen “Alles nach vorne” gut klingt. Aber das ist bei den meisten nicht der Fall. Warum also machen das alle? Weil die Industrie — und auch viele Bands! — natürlich nicht möchten, dass ihre CDs leiser klingen, wenn sie z.B. in einem CD-Wechsler stecken, der Stücke zufällig auswählt. Weil sie “leiser” als “ist schlechter vermarktbar” sehen, wenn der Zuhörer bei ihren CDs das Radio lauter drehen muss.

In den USA gründet sich gerade eine non-profit Organisation, die den Musikern zumindest die Wahl lassen möchte, ob sie eine laute CD bekommen, oder eine die gut klingt: Turn me up. Und das ist auch der eigentliche Grund, warum ich diesen Eintrag schreibe: Neben der Möglichkeit dieser Organisation als Musikfan beizutreten, gibt es dort eine lange, lange Linkliste zur Thematik, von Musikfans, Mischern, CD-Masterern. Lesen. Ärgern. Vor allem, da man weiß, dass es besser geht. Meine CDs von vor 20 Jahren klingen im Schnitt dynamischer als die von vor zwei Jahren. Dabei hat sich bei der Technik einiges getan, heutige CDs sollten besser klingen. Heutiges Vinyl hat mehr Dynamik als die entsprechenden CDs. Weil der Tonabnehmer bei solchen Passagen, die komplett am Limit liegen, einfach aus der Rille springen würde.

Nebenbei bemerkt: Auch wenn die untere Kurve natürlich viel besser aussieht, ist auch sie hoch ausgepegelt: die Spitzen liegen bei 0db, es fängt an zu clippen. Eigentlich sollte nach oben noch Platz sein. Aber dann müsste man ja den Lautstärkeregler weiter aufdrehen. Es scheint, als hätte der Hörer verlernt, wozu dieser Drehregler da ist.

Geschrieben um 15:37

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Das unbekannteste Radiohead-Blog der Welt …

2008-06-09
PortisRadioheads Thom Yorke und Colin Greenwood spielen “The Rip” von RadioPortishead:


Find more videos like this on w.a.s.t.e. central

Geschrieben um 00:19

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Nur noch ein Monat!

2008-06-08

Geschrieben um 23:27

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Radiohead: Nude (for old hardware)

2008-06-07
Das ist sowas von zum Weinen schön, das kann ich euch einfach nicht vorenthalten.


Big Ideas (Don’t get any) from 1030 on Vimeo.

Und morgen kommen endlich die Konzertkarten!

Geschrieben um 00:40

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P: Third

2008-04-25
Ende 1994: In allen Cafés in Berlin läuft ein Album, auf dem eine ätherische Stimme zu relaxten und kühlen Samples singt, Dummy von Portishead. Musik, die perfekt zur grauen Jahreszeit, zu Kaffee und Kneipenrauch passte. Musik aus den Clubs in Bristol. 1998 dann der zweite Wurf, Portishead. Hier sind alle Samples selbst eingespielt, das Album ist düsterer produziert, nicht so verspielt wie der Vorgänger. Dann eine lange Pause, in der ein Soloalbum der Sängerin Beth Gibbons erscheint, eher in Richtung Elektro-Folk driftend. Und jetzt im Frühjahr 2008, zehn Jahre nach dem Erscheinen von Portishead, plötzlich dieser Brocken: Third.

Das Album beginnt ausgerechnet mit einem Song namens Silence, zehn Jahre Stille werden mit einem hektischen Beat, kurzen Streicherpassagen und einer verzerrten Gitarre verjagt, bis dann nach ungefähr zwei Minuten diese Stimme wieder da ist. Mit “Hunter” folgt ein ruhigeres, folkigeres Stück, dass dem Hörer vorgaukelt, dass “Silence” nur ein Ausrutscher war, dass jetzt wieder Portishead da ist, ein wenig natürlicher Produziert, aber doch wiedererkennbar.

Welch ein Irrtum. Die Melodie in “Hunter” wird immer wieder durch Geräusche unterbrochen, bevor es dem Hörer wohl wird. “The Rip” beginnt mit Folk-Picking auf der Gitarre, nur um kurz danach in ein heftiges Synthesizer-Stück umzukippen. Vor allem Gitarren sind, die dem Album viel von seinem Leid und seiner Düsterkeit geben. “Plastic” und “We carry on” sind fragil und laut, letztes lässt klare Anlehnungen an Joy Division erkennen.

Kurze Verschnaufpause mit “Deep Water”, das nur aus Ukulele und Beth Gibbons’ Stimme besteht - und dann nahtlos übergeht in “Machine Gun” - dem irrwitzigsten Track auf dem Album. Treibende Synthies, wie geschaffen für den Dancefloor, aber nicht tanzbar. “Small” ist eine Verbeugung vor Can, mit verstörter Gitarre, Hammondorgel und 70er-Schlagzeug. “Magic Doors” stolpert unterkühlt vor sich hin, mit dem wunderschönen “Threads” klingt das Album aus, Beth Gibbons’ Stimme ist in diesem Stück nur noch zu erahnen, sie ist genauso am Ende wie es der Hörer zu diesem Zeitpunkt ebenfalls ist.

“Third” ist sehr direkt produziert. Kein Echo zuviel, kein Hall, wo kein Hall nötig ist. Und vor allem: Keine Samples. Die Instrumente klingen rauh und direkt, die Stimme ungeschönt.

Eines der wunderschönsten, schmerzhaftesten und aufregendsten Alben der letzten Jahre. Schade, dass es bis zur grauen Jahreszeit noch so lange hin ist. Aber mit Third lässt sich der Sommer überbrücken. Eine wirklich verstörende Platte. Großartig.

Geschrieben um 20:06

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Yay!

2007-12-05
Achter Juli Zweitausendundacht

Was mache ich nun bloß bis dahin?

Update: Frank war schneller.

Geschrieben um 22:06

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Pretty Hate Machine

2007-10-09
Und noch einer: Nine Inch Nails sind ab sofort auch Labelfrei. Ich erwarte eine ähnliche Aktion wie bei Radiohead, was das nächste Album betrifft, aber erwarte nicht, dass sich Trent Reznor doch noch ein Label sucht, um dieses Album dann in den Läden zu sehen.

I have been under recording contracts for 18 years and have watched the business radically mutate from one thing to something inherently very different and it gives me great pleasure to be able to finally have a direct relationship with the audience as I see fit and appropriate.

klingt zumindest nicht danach.

Wie bei Radiohead handelt es sich auch bei Nine Inch Nails um ein sehr bekanntes Projekt, eine (loyale) Fanbasis ist schon vorhanden. Unbekanntere Bands werden ohne Label vorerst wahrscheinlich keine genügend große Käuferbasis finden können, um so etwas zu wagen. Sollten mehr große Bands der Musikindustrie den Rücken zukehren, fehlt dieser Geld in der Kasse, um sich um kleinere Bands zu kümmern, ich bin mir daher nicht sicher, ob das wirklich eine gute Entwicklung ist.

Aber solange Sony z.B. Bruce Springsteen US-$ 110 Mio. für sieben Alben gibt (der Deal ist von 2005), kann es der Musikindustrie nicht wirklich schlecht gehen.

Geschrieben um 22:26

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