So spricht man mit Nazis

2009-03-01
Ich kann von mir nicht behaupten, dass ich Michel Friedman mag. Nein, ich kenne ihn nicht persönlich. Aber ich mag seine Art, Leute zu interviewen nicht. Ich mag seine Art, allen ins Wort zu fallen nicht. Ich mag seine Art, zehnmal die gleiche Frage zu stellen, nicht. Wen ich allerdings noch weniger mag, das ist Horst Mahler. Jetzt hat mich gestern ein Freund auf ein wirklich großartiges Interview hingewiesen:

So spricht man mit Nazis - Michel Friedman interviewt Horst Mahler, unredigiert. Horst Mahler mag es auch nicht, dass Friedman ihm dauernd ins Wort fällt. Ich finde aber, das Friedman schriftlich besser zu ertragen ist, als wenn man ihm dabei zusehen oder zuhören muss. Und er stellt die richtigen Fragen.

Lesebefehl. Das sind zwar zwei sehr lange Teile, das Interview dauerte aber auch zwei Stunden. Und Michel Friedman mag ich zwar immer noch nicht, er ist aber durch das Interview in meinem Ansehen um etliche Punkte gestiegen.

Geschrieben um 11:58

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Besitzer von MP3-Playern sind Verbrecher

2007-01-28
So zumindest mutmaßt Bernd Graff in “Das Internet ist eine Kopiermaschine”, Süddeutsche Zeitung vom 27. Jan 2007, Seite 13. Dieser Artikel ist der 6. Artikel in der SZ-Serie zum Thema Onlinekriminalität. Und der bisher am schlechtesten aufbereitete - mangelnde Recherche mag ich Herrn Graff nicht vorwerfen, höchstens Einseitigkeit und Fantasiemangel.

Stellen Sie sich bitte mal einen dieser schicken MP3-Player vor, wie sie derzeit überall verkauft werden. Darauf kann man digitalisierte Musik abspeichern, auf den größten Playern an die 20 000 Songs. Wenn wir annehmen, dass ein Song etwa einen Euro kostet, dann tragen Besitzer der speicherstärksten Geräte Musik bis zu einem Wert von Luxusuhren oder Mittelklassewagen in der Hosentasche. Glaubt das jemand?

Lieber Herr Graff, warum sollte man das nicht glauben? Ich bin nun wahrlich nicht der einzige, der eine solche Menge an Musik tatsächlich sein eigen nennt. Und woher wissen Sie eigentlich, was der Besitzer eines solchen Players dort gespeichert hat? Wenn ich mir alleine die Unmengen an Podcasts angucke, die nur von den öffentlich-rechtlichen Sendern angeboten werden, wenn ich mir vorstelle, wieviele Hörspiele wöchentlich im Radio angeboten werden, die man aufnehmen kann, ganz abgesehen von Klassikkonzerten - wieso sind dann solche Mengen an Musik- und Sprachdaten unvorstellbar?

Glaubt jemand ernsthaft, dass Musikfans für ihr Faible 20 000 Euro investieren? Dass ihre Geräte ausschließlich mit gekaufter Musik gefüllt werden? Oder ist es nicht vielmehr so, dass man über die Herkunft der Songs schweigt, weil sie mutmaßlich immer aus “Musiktauschbörsen im Internet” stammen?

Herr Graff, ich glaube auch nicht, dass jemand, der täglich 10km zu seinem Arbeitsplatz fährt, dazu ein Auto benutzt, welches 20 000 Euro kostet. Alleine die beobachtete Realität lehrt mich da anderes. Und ich schweige auch nicht über die Herkunft der Songs, die sich auf meinem Computer oder meinem Player befinden - warum sollte ich? Und was Ihre Mutmaßung dort betrifft - was, wenn ich das persönlich nehme?

Schauen wir doch einfach mal, was so alles auf meinem Computer/MP3-Player vorhanden ist. Dort finde ich momentan die letzten 7 CDs die ich mir gekauft habe und auch unterwegs anhören möchte. Ein paar Hörspiele liegen dort herum, die aus dem Radio aufgenommen wurden. Ein paar weitere Songs oder komplette Alben, die von den Musikern auf ihren Webseiten zum Download angeboten werden. Und es finden sich 10 Konzerte, die von Taper friendly Bands kommen. Richtig. Legales Filesharing - darauf geht Herr Graff aber im Rest seines Artikels nicht mehr ein. Vielmehr beginnt er seine Erläuterungen zu peer-to-peer-Netzwerken wie folgt:

Damit das aber ein für allemal klar ist: Es gibt im Internet keine Musiktauschbörsen. Auch keine Filmtauschbörsen. Denn getauscht wird dort nicht. Sobald etwas über solche Börsen wandert, wird es vervielfältigt. Auch die englische Entsprechung, “Filesharing”, ist irreführend. Was nach St. Martin und fürsorglich geteiltem Mantel klingen will, meint nichts anderes als verlustfreies Klonen: Zwei Mäntel also, wo zuvor nur einer war. Klar, so teilt jeder gerne.

Danach folgt das allgemein Bekannte: Von dem Beginn dieser Tauschbörsen mit Napster über den Boom dank Breitband, durch den jetzt auch Filme und illegale Software verschoben werden, über die juristischen Probleme bis hin zu aktueller P2P-Software: Bittorrent.

Aber der juristische Zugriff wird bedeutend schwerer. Weil nur Einzeltransfers verfolgt werden können, aber nicht das gesamte System. Das gilt besonders für die BitTorrent-Dienste - und damit für das in Deutschland mit über 50 Prozent am häufigsten eingesetzte Verfahren zum “kollaborativen File-Sharing.”

Nun ist aber gerade Bittorrent die Software, die von sehr vielen Softwarefirmen benutzt wird, um ihre Software zum Download anzubieten. Auch völlig legal. Und auch hier ist es sicherlich eine Vervielfältigung und kein Tausch, aber Herr Graff übersieht in seinem Text generell, dass es auch legale Anwendungen gibt.

Ich muss Herrn Graff ja auch in großen Teilen zustimmen, mir geht die Nonchalance, mit der im Netz kopiert wird, auch gegen den Strich. Aber seine Pauschalierung “Alles im Netz gesharete ist illegal” geht mir genauso gegen den Strich, da dies einfach nicht wahr ist. Ich halte den Artikel (der Online leider nur für Abonnenten verfügbar ist) für zu tendenziös. Und er zählt auch nicht die Gründe auf, aus denen sich viele für die einfachere Kopie aus dem Internet entscheiden.

Insofern sind die drastisch formulierten Anti-Piraterie-Kampagnen der Musik-, Software- und Film-Industrie gegen die Schwarz-Downloads nachvollziehbar.

Außer eventuell für den, der tatsächlich 20 000 Euro für “sein Faible” ausgegeben hat. Kopiergeschützte CDs, die nur noch auf CD-Playern funktionieren, aber nicht mehr auf Laptops abgespielt werden oder für den MP3-Player aufbereitet werden können. Besorge ich mir die Kopie, dann habe ich diese Probleme nicht. Gleiches gilt für DVDs: Die Originale haben einen Kopierschutz und einen Regionalcode, die Kopien nicht. “Anti-Raubkopierer-Spots” auf DVDs und im Kino sind dann direkt der nächste Schlag ins Gesicht des Kunden, der gerade Geld für DVD oder Kinobesuch ausgegeben hat. Derjenige, der sich die Kopie aus dem Netz gezogen hat, sieht dieses auch nicht. Und genau das ist es, was mir an dem Artikel fehlte: Wenn die Industrie mich als Konsumenten nicht ernst nimmt, sondern mich in meinen Rechten beschränkt oder sogar Rootkits auf meinem Rechner installieren will - warum soll ich dann die Industrie noch ernst nehmen?

Gut, im letzten Absatz wird noch einmal darauf eingegangen, dass die Zahlen, die von der Industrielobby genannt werden, durchaus mit einem kritischen Auge betrachtet werden sollten, aber Graff erwähnt nirgendwo, dass diese Industrie das Internet verschlafen hat und immer weitergehende Rechtebeschränkungen der Verbraucher fordert und fördert. Tut mir leid, von einer Zeitung wie der Süddeutschen erwarte ich ein höheres Niveau.

Zum Schluss: Das wohl illegalste, was sich gerade auf meinem Rechner befindet, sind übrigens Aufnahmen der “Theme Time hour with Bob Dylan”-Radiosendung. Doch diese bekomme ich a) nicht zu kaufen und könnte sie b) hier ebenfalls aus dem Radio mitschneiden, wenn ich sie empfangen könnte. Bekommt die Musiklobby ihr Recht, ist es dann damit wohl auch bald vorbei: In Amerika klagen gerade verschiedene Unternehmen der Musikindustrie gegen das digitale Radio XM, da es seinen Nutzern erlaubt, Musikstücke aufzunehmen. Wahrscheinlich alles nur zum Vorteil der Verbraucher. Bestimmt.

Geschrieben um 18:18

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Ich mag Sarkasmus

2006-11-05
Erinnert sich noch jemand an die großen Stromausfälle vor ein paar Jahren? USA - kein Strom für Millionen. Italien - auch kein Strom. Und was haben die deutschen Stromversorger erzählt, dass sowas hier nie passieren könnte.

Gut, dass sich auch die Tagesschau daran erinnert. Und schön, wie der Redakteur darauf hinweist, dass er sich erinnert:

Tagesschaumeldung über Stromausfälle in Deutschland

Und das waren die Gründe warum das in Deutschland nicht passieren kann. Erwähnte ich schon, dass ich Sarkasmus liebe?

Geschrieben um 11:02

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Liebe Welt, aufgepasst!

2006-07-05
Montag ist nämlich Schluß mit lustig. Nix ist mehr mit “Gast bei Freunden”. Da könnt ihr euch schon mal drauf einrichten. Also — zack zack — Tickets buchen und ab nach Hause.

Bildzeitung: Weil die Welt zu Gast bei Freunden ist - das gilt bis Sonntag

Geschrieben um 15:58

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Littbarski - Fußball 1:0

2006-06-11
Hallo RTL: Mag ja sein, dass Co-Kommentatoren noch in Mode waren, als Herr Potofski “Anpfiff” moderierte. Mag ja auch sein, dass ihr einfach ein bisschen melancholisch die alten Zeiten wieder aufleben lassen wollt. Aber wer bitte hat euch erzählt, dass Littbarski für diese Rolle geeignet sein könnte? Sofort kündigen, bevor der noch auf die Idee kommt, dass Franziska von Almsick bei Formel-1-Übertragungen Interviews führen könnte.

Geschrieben um 18:11

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Deutsche Sprache nix leicht

2006-05-30
Danke, tagesschau.de.

Mitarbeiter von Hilfsorganisation erschossen

Geschrieben um 15:40

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Die ARD am Punkt der maximalen Unschärfe

2006-03-05
Es schneit. Es schneit sogar viel. Na gut, es schneit wirklich viel. So viel, dass die ARD dem Schnee gestern einen Brennpunkt nach der Tagesschau gewidmet hat. Der zweite zu dem Thema in diesem Jahr. Oder schon der dritte? Man war sich auf jeden Fall einig: Es schneit. Es schneit sogar viel. Vor allem im Süden Deutschlands.

Mueder Baum mit
SchneelastIm Norden, da schneite es weniger. Im Nordosten eigentlich auch. Im Westen ist auch nix liegen geblieben. Aber man berichtete um 20:15 im Brennpunkt, dass es im Süden geschneit hat. Sogar viel geschneit hat. Und immer noch schneite. Und zwar immer noch viel schneite.

Wie verwundert müssen die dann heute morgen geguckt haben, als sie feststellten, dass in Süddeutschland immer noch Schnee vom Himmel fiel. Sogar viel Schnee. Und dass das mit dem Schnee von gestern mittlerweile extrem viel Schnee ist. Also ganz schön viel zumindest, wenn man das mit dem vergleicht, was in NRW so an Schnee rumliegt. Sogar wirklich viel.

Und deswegen gibt es heute was? Na klar, einen Brennpunkt. Weil wegen dem vielen Schnee da im Süden, da muss man den Zuschauern woanders doch zeigen, wie das aussieht, so ein Schnee. Da ist man aktuell, da ist man am Ball. Wie soll der Nordrheinwestfale sonst je herausbekommen, was das ist, so ein Winter. So einer mit Schnee. Viel Schnee. Eigentlich ja sogar sehr viel Schnee, wenn man guckt, was der Nordrheinwestfale so wegschaufeln musste in diesem Jahr. Schneechaos halt.

Liebe ARD, wenn ihr nun eh wegen jeder Schneeflocke, jeder umgekippten Ente, wegen jedem Politskandälchen, jedem Sack Mais, der in China umfällt, einen Brennpunkt sendet - wäre es da nicht schlauer, die Sendung täglich ins Programm aufzunehmen? Und sie dann ausfallen zu lassen, wenn wirklich nix passiert ist?

Früher, ja früher war der Brennpunkt eine Sendung, die dann kam, wenn was wichtiges passiert ist. Und wenn man dann gehört hat, dass da ein Brennpunkt in der ARD kam, dann hat man das geguckt. Weil das war ja wichtig, zumindest eine nationale Krise, wenn nicht sogar ein internationales Geschehnis. Aber heute?

Ach ja, liebe ARD, noch etwas: Ich habe mir gerade bei der Espressozubereitung am kleinen Finger eine Brandblase geholt. Passt das morgen um 20:15?

Geschrieben um 17:43

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Das soll ein Schreibtisch sein?

2006-02-02
Das ist ein Schreibtisch! Nachdem die Zeit Tischlein von irgendwelchen Chefredakteuren diverser Tagesblätter auf ihren Webseiten zeigt, macht Aleks das eine Runde größer: Welcher Chefblogredakteur verbirgt sich hinter welchem Schreibtisch?

Geschrieben um 21:45

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Aus gegebenem Anlass

2005-11-27

Klassisches amerikanisches church sign

Geschrieben um 18:06

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Fehlrechnung um Faktor 1:528 ist im Schnitt kein Problem - sagt Pro7

2005-11-07
Ob Paris knapp über 2 Mio. Einwohner hat oder knapp über 12 Mio. ist reine Definitionssache: Betrachtet man das reine Stadtgebiet kommt man auf die erste Zahl, nimmt man den Großraum als Maßstab, dann hat man die zweite Zahl. Setzt man die Zahl 12 961 dagegen, dann kommt man auf den Faktor 1:892 oder auf den Faktor 1:165 - auch hier hängt es davon ab, wie man Paris definiert.

Ganz Paris?  Nein,
nur ein Vorort Im Durchschnitt ist die Einwohnerzahl von Paris ungefähr 528 mal größer als die Zahl 12 961. Dumm also für Pro7, dass die Ausgangssperre für den Ort Raincy gilt - dessen Bürgermeister sich angesichts der Krawalle zu diesem Schritt entschieden hat. Dumm auch, dass Raincy zwar ein Vorort von Paris ist, aber höchsten ein Achthunderzweiunneunzigstel zur Bevölkerung von Paris beiträgt. Die große Mehrheit der Pariser Bevölkerung darf demnach heute nacht gerne Wein trinken gehen - so sie mag. Missinformation bei Pro7? Rechenfehler? Bewusst veröffentliche Falschmeldung?

Dessert mit Sahnehäubchen: Deutsche Politiker, die sich schnellstmöglich entblöden, Pariser Verhältnisse auch hierzulande herbeizureden. Ohne natürlich auf die kleinen Unterschiede der Immigrationsgeschichte beider Länder einzugehen. Warum auch, gilt es doch ein Angstgefühl bei der Bevölkerung zu schüren. Eventuell kann man auf die Ängste ja später noch mal bauen - zum Beispiel wenn man Bürgerrechte weiter einschränken möchte. Irgendwie muss man das ja verargumentieren.

Geschrieben um 21:39

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