Liebe Bundeswehr,

2005-11-13
deine Fürsorge für die dir anvertrauten Rekruten zeigt sich auch im Detail. So zum Beispiel die Vorbereitung auf die immer wichtiger werdende Mobilität am Arbeitsplatz — nicht umsonst stationierst du deine Schutzbefohlenen so, dass sie möglichst weit von ihrer Heimatstadt entfernt sind. Das lehrt zum Beispiel, wie man sich schnell einen neuen Bekanntenkreis aufbauen kann, sollte einen das Leben mal an eine andere Arbeitsstätte versetzen wollen.

Aber, liebe Bundeswehr: Was du deinen ABC-Schützen auf der Fahrt von und zur Kaserne zumutest, ist schon eine ziemlich Sauerei. So zwingst du sie zum Beispiel, in völlig überfüllten Zügen zwischen herumstehenden Kunden der Deutschen Bahn zu sitzen, welche unverschämterweise Freitags- bzw. Sonntagsabends fahren, obwohl sie ihre Fahrten ohne Probleme unterhalb der Woche durchführen könnten.

Kannst du da nicht Abhilfe schaffen und deine Lieben mit Sonderzügen zum Arbeitsplatz fahren? Ach ja, und erhöhe bitte den Sold ein bisschen, die Anzahl von Rekruten, die sich zu ihrem Notebook keine Kopfhörer leisten können, ist erschreckend hoch. Und eigentlich schaut sich so ein Film ja am besten alleine, wenn man sich auf die Handlung konzentrieren möchte.

Ansonsten: Klasse, weiter so.

Dein Ralph

Geschrieben um 22:36

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Ich schwitze gern.

2005-11-13
Und da man sein Lüste ausleben soll, gönne ich mir des öfteren eine kleine Reise mit der Deutschen Bahn. Die alten Wagen der Bundesbahn zeichneten sich dadurch aus, dass sie nicht klimatisiert waren und die Heizung nur die Stellungen “Kalt”, “Aus” und “Ganz Aus” kannte. Versuchte man den Regler auf “Kalt” zu drehen, so passierte es durchaus, dass ein Bediensteter der Bahn auf dem nächsten Durchgang durch den Wagen die Heizung wieder ausstellte. Es sei denn, die Heizung war kaputt. Dann fühlten sich alle Reisenden wie in einer Karawane mitten durch die Sahara. Versuche, in diesen Momenten ein Fenster zu öffnen führten zu tumultartigen Situationen, da sich immer ein Mitreisender fand, der nicht nur nicht gerne Bahn fuhr, sondern auch nicht im Zug sitzen wollte.

Da die Heiztechnik große Entwicklungssprünge gemacht hat und selbst die Bahn irgendwann mal neue Wagen brauchte, wurden diese natürlich mit dem Neuesten vom Neuen ausgestattet: Klimaanlagen. In den InterCity-Wagen herrschte dadurch ein fast aufdringlich ausgewogenes Klima, im Sommer nie zu kalt, im Winter nie zu warm. Die Gemeinsamkeit beider Systeme: Der Fahrgast hat nichts am Klima zu regeln.

Die Bahnen wurden neuer — ICE1, ICE2, ICE3 — die Klimaanlagen ebenfalls. Der Vorteil für den Fahrgast ist schnell ersichtlich, er braucht sich im Sommer nicht darüber zu ärgern, dass die paar T-Shirts so wenig Platz im Koffer wegnehmen, da er für die Bahnfahrt mindestens zwei Pullover mitnehmen muss. Zur Standardausrüstung für Frierkinder zählt noch eine lange Unterhose, Handschuhe sind eventuell modisches Accessoire, aber nicht unbedingt notwendig.

Des Winters empfiehlt sich die Bahn dann als Testbett für die im Schlussverkauf erworbenen Shirts und Bermuda-Shorts, die man dank des schlechten Wetters im Spätsommer nicht mehr ausführen konnte. Es empfiehlt sich, diese Kleidungsstücke schon vor der Abfahrt anzuziehen, damit man sich in einem unauffälligen Moment nur der langen Hose oder des Pullovers entledigen muss, um sich wohlzufühlen. Auf saubere und funktionierende Umkleidekabinen sollte man sich hingegen nicht verlassen. Würde das kulinarische Angebot Cocktails enthalten, stünde einer zünftigen Beachparty im ICE nichts im Wege.

Für andere Gernschwitzer und Finnen, die noch nicht wissen, mit welchem Verkehrsmittel sie die Republik durchreisen sollen: Die Bahn ist definitiv zu empfehlen, gerade zu Zeiten, zu denen der Rest der Republik damit beschäftigt ist, sich auf Weihnachtsmärkten durchfrieren zu lassen.

Mir fehlt allerdings noch eine Erklärung für die schneidende Kälte auf der Zugfahrt am Freitag. Könnte der Zugchef sich mal bitte hier melden?

Geschrieben um 22:35

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