Allgemeine Wehrfreude

2006-01-26
Kokainrestfunde auf dem Parlamentsklo waren gestern. Heute brauchen wir ein Faktenmagazin, dass das Trinkwasser in den Parlamenten im Land auf LSD-Reste überprüft. Anders lässt sich der momentane Drang zum Generaleinsatz der Bundeswehr nicht erklären.

Der längst chronische Feuchttraum von Herrn Schäuble — die Bundeswehr auch im Inland einsetzen zu dürfen — fand seinen vorläufigen Höhepunkt in der Forderung, dass die Bundeswehr doch bitte die WM “bewachen” solle. Klasse Forderung, wenn man so sieht, dass die Bundeswehr zum Beispiel die Bewachung ihrer Kasernen zum Teil outgesourcet hat. Und Soldaten vor den WM-Stadien - klar, die Welt ist gerne Gast bei Freunden.

Gut, für den Vorschlag musste er dann ja auch zu genüge Prügel einstecken. Nicht nur von seinem Verteidigungsminister, sondern auch aus den Reihen der Polizei. Thema vom Tisch, Schäuble muss weiterträumen.

Auftritt Scholz. Der ehemalige Verteidigungsminister scheint plötzlich den Kalten Krieg überwunden zu haben und stellt die Forderung nach einer atomaren Bewaffnung der Bundeswehr auf. Präziser: Er disktutierte ernsthaft die Frage, “wie wir auf eine nukleare Bedrohung durch einen Terror-Staat angemessen, im Notfall sogar mit eigenen Atomwaffen reagieren können”. Schließlich habe Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg auf Atomwaffen verzichtet, weil man sich ja unter den nuklearen Schutzschirm der Amerikaner begeben konnte.

Fraglich, ob Herr Scholz ernsthaft die Frage diskutiert hat, die die USA, England, Frankreich und Russland gestellt hätten, hätte Deutschland zu dem Zeitpunkt wirklich eigene Atomwaffen haben wollen. Gut, auch der Herr Scholz hat für diesen Vorschlag Prügel eingesteckt, nicht zu knapp und zu Recht. Thema vom Tisch.

Wäre da nicht der pfiffige Herr Beckstein, der jetzt die Chance nutzen möchte, die ihm der Vorsitz der ständigen Innenministerkonferenz gibt: Als eines der wichtigsten Projekte seiner Arbeit nannte er einen Einsatz der Bundeswehr bei der Fußball-WM. Im Inland natürlich. Beifall Schönbohm.

Alles auf Anfang.

Geschrieben um 17:16

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