Ich seh in 3D!

2006-01-29
Wisst ihr noch? Damals? So Anfang der 80er? Als ganz Deutschland zum Optiker gerannt ist um sich Pappbrillen mit Farbfolien zu besorgen? Um dann in den dritten Programmen komische Filmchen zu sehen, in denen Leute irgendwas über drei Dimensionen erzählten? Und Gegenstände auf den Zuschauer richteten, die dieser dann mit “Das kommt ja auf mich zu!” bestaunen musste, auch wenn es nur in schwarz-weiß war? Nicht?

Kruemelmonster mit 3D-BrilleFür “Der weiße Hai III - 3D” war ich 1983 doch noch etwas zu jung, die nächste 3D-Welle schwappte dann 1998 über die Zuschauer, als Pro7 ausgewählte Tierreportagen in einem Verfahren zeigte, bei dem Linksschwenks der Kamera dreidimensional wirkten, wenn man eine Brille trug, die das rechte Auge verdunkelte. Und natürlich gibt es im IMAX oder in anderen Kinos immer wieder mal kurze Filmchen in 3D. Das Problem dabei: In den Kinos waren dafür zwei Projektoren nötig, die zwei Filme zeitgleich abspielen müssen, damit das Bild nicht auseinanderläuft. So richtig begeistert hat mich das alles nie, obwohl die 3D-Effekte stellenweise schon recht beeindruckend waren.

Im Zuge der allgemeinen Digitalisierungswelle steht den Kinos jetzt aber ein Paradigmenwechsel ins Haus: Weg vom Zelluloid, hin zu Digitalprojektoren. Viele Cineasten sehen diesen Wechsel sehr kritisch als “Weg vom Film, hin zum Video”. Für 3D-Filme scheint es aber dadurch neue Chancen zu geben.

Das Cinema in München zeigt gerade den ersten Spielfilm in einem neuen 3D-Verfahren, dem sogenannten Disney Digital-3D. Ein Digitalprojektor projiziert zwei polarisierte Bildströme auf die Leinwand, immer im Wechsel. Das ganze passiert laut Berichten 144 Mal pro Sekunde - also 72 Bilder für jedes Auge. Es besteht kein Bedarf mehr an zwei synchron laufenden Projektoren. Und ich muss sagen: Ich bin beeindruckt. Der Film ist nicht auf 3D-Effekte ausgelegt, sondern nutzt die dritte Dimension, um die Welt in der der Film spielt plastischer zu gestalten. Die Bilder sind scharf, das Auge gewöhnt sich sehr schnell an die zusätzlich vorhandene Dimension. Animationsfilme sind wahrscheinlich ein sehr gutes Vehikel für dreidimensionale Filme, auf den ersten in diesem Verfahren gedrehten “Realfilm” müssen wir wahrscheinlich noch ein wenig warten.

Der Film: Chicken Little (Himmel und Huhn) ist ein sehr lustiger Animationsfilm für Kinder, der auch sehr viele Szenen für die begleitenden Erwachsenen beinhaltet, man muss sich nicht verloren vorkommen, wenn man ohne kleinen Begleiter ins Kino geht. Ich denke, dass hier auch die Crux der 3D-Filme liegen wird: Es ist einfach, auf Effekte abzuzielen, ist der Film jedoch untauglich, dürfte auch hier der Zuschauer schnell ermüden. Chicken Little kann auch ohne Dreidimensionalität bestehen, ein Erlebnis war es dennoch. Und es ist nicht mit dem zu Vergleichen, was bisher ein “3D” im Titel trug. Ob es beim Hype bleibt, weil zu viele schlechte Filme auf die Technik setzen, oder ob gute Filme durch die Technik gewinnen und aus dem Hype Normalität wird, wird sich zeigen. Ich möchte momentan keinen Tipp abgeben in welche Richtung das gehen wird.

Geschrieben um 16:49

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